Geschirr statt
Halsband:
Während der Eingewöhnungszeit (mindestens 3 Monate) sollte der Hund draußen stets am
Geschirr geführt werden, niemals nur am Halsband. Zu groß ist die Gefahr, dass der Hund sich aus dem Halsband befreien könnte, wenn er
erschrickt oder rückwärts ausweicht. (Wir empfehlen auch über diese Zeit hinaus den dauerhaften Einsatz eines Geschirrs, da bei diesem kein Druck auf die Luftröhre des Hundes entsteht, es generell
sicherer und der Leinenzug für den Hund deutlich angenehmer ist.) Das Geschirr muss zur Größe des Hundes passen und darf nicht zu locker angelegt sein: Zwei Finger sollten zwischen Riemen und Fell
passen, jedoch keine ganze Handfläche. (Die meisten Menschen tendieren dazu, das Geschirr ihres Hundes eher zu locker als zu fest einzustellen.) Alle unsere Hunde reisen mit Geschirr, das Sie gern
für die erste Zeit übernehmen können.
Ängstliche Hunde reisen mit einem speziellen vereinseigenen Sicherheitsgeschirr in ihre Pflegestellen. Dieses muss 24 Stunden/Tag am Hund
verbleiben. Sollten Sie auch für Ihren eigenen Hund ein solches ausbruchssicheres Geschirr anschaffen wollen, empfehlen wir u.a.
Nicht ableinen
Grundsätzlich sollte der neue Hund, auch wenn er zutraulich, unbeschwert und wenig ängstlich ist, in den ersten 3 Monaten in seiner neuen Familie auf Spaziergängen nicht abgeleint werden. Auch anschließend sollte der Hund in unbekanntem Gelände und fremder Umgebung, sowie an Straßen nicht abgeleint werden. Leinen Sie Ihren Hund nicht ab, bevor der Rückruf auch bei Ablenkung sicher funktioniert.
Keine Flexileine
Verwenden Sie in der Anfangszeit keine Flexileinen, so praktisch diese auch sein mögen. Zu leicht rutscht einem der Plastikkasten aus der Hand und scheppert dann einem flüchtenden Hund geräuschvoll hinterher, was ihn erst recht in die Flucht schlägt.
GPS-Sender
Zur Ausstattung eines besonders ängstlichen Hund gehört ein GPS-Sender, der am ausbruchssicheren Geschirr angebracht ist. Sollte der Hund entlaufen, kann er mittels GPS-Signal geortet und die Suche nach ihm auf diese Weise enorm erleichtert werden. Der Sender ist tagsüber am Hund zu belassen und muss nachts aufgeladen werden, um dann am nächsten Morgen mit vollem Akku wieder am Geschirr des Hundes befestigt zu werden.
Bindungstraining
Arbeiten Sie mit Ihrem neuen Hund von Anfang an an der Festigung der Bindung. Vertrauen entsteht nicht nur durch gemeinsames Kuscheln auf dem Sofa, sondern auch über gemeinsame Aktivitäten, gemeinsam erlebte Abenteuer, gemeinsam bewältigte Unsicherheiten. Wir empfehlen allen Adoptanten den gemeinsamen Besuch einer Hundeschule, auch wenn bereits Erfahrung in der Hundeerziehung vorhanden ist. Für Ersthundehalter sollte der Besuch obligatorisch sein. Ein Hund, der seinem Menschen vertraut, wird an dessen Seite beängstigende Situationen sehr viel gelassener meistern können.
Umgang mit Unsicherheit
Achten Sie besonders in der Anfangszeit besonders genau auf die Reaktionen und Signale Ihres Hundes auf Umweltreize: Was empfindet er möglicherweise noch als beängstigend? Hierzu können Gewitter, Sturm, Wind, Feuerwerk, Schüsse/Jagden, laute Geräusche (Straßenbau, Traktoren, hupende Hochzeitsgesellschaften ...) oder auch spielende Kinder gehören. Nehmen Sie Ihren Hund ruhig und besonnen aus der beängstigenden Situation heraus, ohne ihm das Gefühl einer gemeinsamen Flucht zu suggerieren. Lassen Sie ihn das Ganze aus etwas sicherer Entfernung beobachten – nur so kann er Ängste abzubauen lernen. Strahlen Sie Ruhe und Souveränität aus. Ein Hund, der Ihnen vertraut, wird sich gerade in beängstigenden Situationen eng an Ihnen orientieren und genau auf Ihre Stimmung und Reaktion achten. Nehmen Sie Rücksicht auf Unsicherheiten Ihres Hundes, aber packen Sie ihn nicht in Watte.
Im Auto
Vorsicht beim Tür öffnen:
Sichern Sie Ihren Hund im Auto in einer speziellen Transportbox oder leinen Sie ihn an, damit er beim Öffnen der Auto- oder Kofferraumtür nicht sofort aus dem Auto springen kann – das geht sehr viel schneller, als man es sich vorstellen mag
Zuhause:
Erst den Hund sichern, dann die Tür öffnen
Ein neugieriger oder ängstlicher Hund ist schneller durch die offene Haustür entwischt, als man reagieren kann. Leinen Sie Ihren Hund in den ersten 3 Monaten daher stets an oder bringen Sie ihn kurz in einen anderen Raum und schließen Sie die Tür, bevor Sie die Haustür öffnen, auch wenn es nur der Briefträger ist oder ein Familienmitglied nach Hause kommt. Legen Sie Ihrem Hund, bevor Sie spazieren gehen, stets noch bei geschlossener Haustür Geschirr und Leine an, und öffnen Sie erst anschließend die Tür. Schließen Sie diese nach dem Wiederkommen, bevor Sie Ihren Hund ableinen. Denken Sie daran: Manche Hunde können durch Hochspringen auch Türen öffnen, was man nur durch Abschließen verhindern kann – seien Sie vorsichtig.
Der Garten:
Kontrollieren Sie vor dem Einzug des Hundes Ihren Zaun auf Löcher und Unsicherheiten. Ist er überall hoch genug, bietet er auch keine Möglichkeit zum drunter oder daneben durch Schlupfen? Eine Hecke bietet, auch wenn sie dicht gewachsen ist, keine verlässliche Barriere. Wenn Ihr Zaun unter 1,60 m hoch ist, leinen Sie Ihren Hund in den ersten 2-3 Monaten im Garten besser nicht ab, sondern benutzen Sie eine lange Schleppleine. Ein Hund, der sich erschreckt und auf der Flucht ist, überwindet problemlos hüfthohe Zäune, auch wenn er diese im entspannten Gemütszustand wunderbar als Grenze akzeptiert. Lassen Sie Ihren Hund in den ersten 3 Monaten niemals unbeaufsichtigt in den Garten – auch nicht nur kurz zum Beinchen heben. Bleiben Sie dabei, um ein Auge darauf zu haben, was Ihr Hund treibt und ob er sich womöglich gerade irgendwo unter dem Zaun durch zu buddeln oder der Nachbarskatze nachzulaufen versucht.
Kinder:
Von Kindern – auch größeren – kann nicht erwartet werden, die oben stehenden Hinweise immer und von selbst zu berücksichtigen. Die Verantwortung für die Sicherheit von Hund (und Kind) liegt immer bei den Eltern. Kinder sollten in den ersten Wochen nicht mit dem Hund allein gelassen werden, sofern sie nicht schon älter und zuvor gründlich von den Eltern eingewiesen worden sind. Kinder sollten niemals alleine mit dem neuen Hund Gassigehen, weil sie mögliche Gefahrensituationen vielleicht zu spät erkennen könnten. So können nicht nur für den Hund, sondern auch für das Kind verhängnisvolle Situationen entstehen.
Was tun, wenn der Hund entlaufen ist?
Ist der Hund entlaufen, gilt es, sofort aktiv zu werden. Je länger der Hund erst weg ist, desto größer wird sein möglicher Radius, und desto schwieriger wird es, seinen Weg nach zu erfolgen und darüber informiert zu bleiben, wo er sich aktuell aufhält. Akute Gefahr droht vor allem durch Straßen, Bahnlinien und Jäger. Wir werden unser Möglichstes tun, unseren Adoptivfamilien nach dem Entlaufen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Niemand wird für einen Fehler verurteilt werden. Im Gegenzug verlassen wir uns auf eine kooperative und engagierte Suche des Hundes durch die Halter.
Folgende Dinge gilt es zu beachten:
Am Tag des Entlaufens:
* Bewahren Sie einen klaren Kopf
Sollte der Hund nicht Zuhause, sondern an einem anderen Ort entlaufen sein: Bleiben Sie dort vor Ort, wo der Hund entlaufen ist (mindestens 24 Stunden – mit anderen Familienmitgliedern abwechseln, bzw. den Beauftragten des Vereins um Hilfe bitten), weil die meisten Hunde zuerst an den Ort des Entlaufens zurückkehren und ihre Bezugsperson suchen.
* Informieren Sie spätestens 5 Stunden (Pflegestellen) bzw. 24 Stunden (Adoptivfamilien) nach dem Entlaufen den zuständigen Beauftragten des Vereins (telefonisch – Emails werden möglicherweise nicht rund um die Uhr abgerufen).
* Melden Sie den Hund bei TASSO als vermisst (kann nach Absprache auch durch uns übernommen werden).
* Verpacken Sie mindestens einen Geruchsartikel (z. B. Halsband, Geschirr, Decke – etwas, das stark nach ihrem Hund riecht) in eine neue, unbenutzte Plastiktüte (nicht parfümiert!) und kleben Sie diese fest zu, damit der Geruch sich nicht verflüchtigen kann. Sollte der entlaufene Hund einen besonderen Bezug zu einem anderen Hund haben, kann es helfen, diesen an den Ort des Entlaufens zu bringen.
Am nächsten Tag:
* Informieren Sie alle örtlichen Tierheime, Tierschutzvereine, Tierärzte und –Kliniken, Polizei, Gemeinde, Fundbüro und Förster, sowie örtliche Jagdpächter (Förster oder Jagdgenossenschaften um Hilfe für die Kontakte bitten).
* Halten Sie die Chipnummer und ein aussagekräftiges Foto Ihres Hundes parat. Geben Sie genaue Auskunft zu Zeit und Ort des Entlaufens. Beschreiben Sie Ihren Hund möglichst objektiv, weisen Sie bei ängstlichen Hunden darauf hin, dass ein Einfangversuch den Hund nur in die Flucht schlagen würde und man bei Sichtung selbst nichts unternehmen und Sie umgehend anrufen soll. Beschaffen Sie sich eine Karte der Region (z. B. Wander- oder Radwanderkarte), auf der Sie alle Sichtmeldungen mit Datum und Uhrzeit verzeichnen können, damit Sie den Weg Ihres Hundes nachverfolgen können.
* Fertigen und hängen Sie Suchplakate im Umkreis des Entlaufens aus. Ein Gerüst für einen solchen Flyer finden Sie http://www.find-mich-fix.de/frame_start.htm Setzen Sie keine Belohnung aus! Sie öffnen damit Tür und Tor für Betrüger, die aus Ihrer Not ein Schnäppchen schlagen wollen. Gute Stellen zum Aushang sind, neben „tierischen“ Adressen, solche, an denen viele Menschen vorbeikommen und im Idealfall warten müssen, z. B.:
o Tierheime
o Tierschutzvereine
o Tierarztpraxen
o Tierkliniken
o Hundeschulen
o Hundeplätze
o Reiterhöfe
o Gemeinde
o Polizei
o Supermärkte (Kassenbereich)
o Bäcker
o Restaurants
o Schulen
o Spielplätze
o Sportplätze
o Bahnhof
o Größere Bushaltestellen
o Tankstellen
o Spazierwege
o Wald- und Wanderparkplätze
* Geben Sie auf dem Suchplakat im Idealfall eine Festnetz- und eine Handynummer an. Seien Sie unter der Handynummer rund um die Uhr erreichbar. Vergessen Sie nicht, Ihren Akku regelmäßig aufzuladen. Besprechen Sie den Anrufbeantworter Ihres Festnetztelefons mit einem spezifischen Text und hinterlassen Sie dort noch einmal Ihre Handynummer. Hören Sie Anrufbeantworter und Mailbox regelmäßig ab.
In der ersten Woche:
* Informieren Sie (zusätzlich zu den weiter oben genannten Stellen) und verteilen Sie Flyer an:
o Anwohner und Nachbarn
o Nachbargemeinden
o Bauernhöfe (oft suchen die Hunde Schutz in Scheunen und
Ställen, weil sie dort Futter und ein warmes Strohlager
finden)
o Briefträger
o Busfahrer
* Weiten Sie Ihre Suche aus und informieren Sie auch weiter entfernte Tierheime und Tierschutzvereine. Innerhalb von 3 Tagen kann ein gesunder Hund problemlos 100 km zurück gelegt haben – unterschätzen Sie die Entfernungen nicht! Eine Liste mit Tierheimen und Tierschutzvereinen finden Sie
http://www.tierheimlinks.de/shelter.php?zip=55&country=1
bitte informieren sie auch die Tierschutzvereine in der Region und schicken sie im Umkreis von 100 km eine Email mit Ihrem Suchplakat und rufen Sie besser zusätzlich an, um sich und Ihr Anliegen persönlich vorzustellen.
* Weitere Seiten zur Tierregistrierung sind www.petmaxx.com und www.tierregistrierung.de
*Schalten Sie Suchmeldungen bzw. Anzeigen in der örtlichen Tageszeitung, sowie im regionalen Rundfunk und im Internet.
* Gibt es keinerlei Sichtmeldungen und sind die Umstände des Verschwindens möglicherweise zweifelhaft, denken Sie auch über Diebstahl nach. In diesem Fall stellen Sie unbedingt bei der Polizei eine Strafanzeige gegen unbekannt.
* Stellen Sie Kontakte zu Rettungshundestaffeln und Suchhunde aus Ihrer Region her. Hier käme dann der gesicherte Geruchsartikel zum Einsatz.
* Ist der Hund gesichtet und mehr oder weniger ortstreu, richten Sie ihm eine attraktive Futterstelle ein. Verwenden Sie stark riechendes Futter (frischen Pansen, Innereien etc.) und kein Trockenfutter – dieses wird auch von Rehen und Kaninchen gefressen und ist für den Hund weit weniger anziehend.
* Ist ein Einfangen aufgrund von Ängstlichkeit nicht möglich, organisieren Sie eine Lebendfalle. Viele Tierheime verleihen diese. Eine Lebendfalle kann nur bei ortstreuen Hunden sinnvoll eingesetzt werden, weshalb Futterstellen sehr wichtig sind.
* Weitere Möglichkeiten stellen der Einsatz von Betäubungsfutter und Narkosegewehr dar. Wir stellen gern Kontakte her.
* Bitte beachten Sie: Das Einrichten von Futterstellen und das Aufstellen von Lebendfallen muss mit dem örtlichen Förster und Jagdpächter abgesprochen werden. Diese sollten ohnehin über den entlaufenen Hund in Kenntnis gesetzt und um Mithilfe gebeten werden – niemand kennt die Wälder und dortigen Versteckmöglichkeiten besser als sie. Außerdem dürfen in Deutschland Jäger freilaufende Hunde in Wald und Flur ganz legal erschießen, wenn der Hund Jagdverhalten zeigt. Allein deshalb ist die Information und Einbeziehung des örtlichen Jagdpächters sehr wichtig. Dieser wird mit Sicherheit hilfsbereiter gestimmt sein, wenn man ihn über den entlaufenen Hund vorab in Kenntnis setzt, wenn er ihn dann im Wald doch auf der Jagd ertappt.
Hinweis: Auch bei winterlichen Temperaturen droht ein Tod durch Erfrieren oder Verhungern eher selten. Die meisten Hunde finden Unterschlupf im ländlichen Bereich und besitzen weit bessere Überlebensinstinkte und –Strategien, als wir es ihnen oftmals zutrauen würden. Die größten Gefahren drohen durch Autos, Bahnen und Jäger, weshalb ein schnelles Wiederfinden unbedingt notwendig ist.